Projekt

Zukunft der Arbeit: Arbeiten an und mit Menschen

Der technologische Wandel und die digitale Vernetzung haben entscheidenden Einfluss auf unsere Arbeitswelt. Auch die Arbeit an und mit Menschen, bei der das menschliche Miteinander im Vordergrund steht, wird sich verändern. Die zunehmende Unterstützung durch digitale Anwendungen sowie Maschinen und Roboter wird neue Chancen eröffnen. Die Menschen werden aber auch vor neuen Herausforderungen stehen, da die technischen Neuerungen die soziale Interaktion beeinflussen.

Im Förderschwerpunkt „Arbeiten an und mit Menschen“ sollen Ansätze zur Neugestaltung von Abläufen und Prozessen entwickelt werden, um auch in Zukunft eine gute Arbeit an und mit Menschen zu ermöglichen. Die Ansätze werden in der betrieblichen Praxis pilothaft erprobt und gemeinsam weiterentwickelt.

Ein weiteres Ziel der Förderung dieser neuen Ansätze ist eine gleichzeitig verstärkte Anerkennung und gesellschaftliche Wertschätzung der teilweise mit hohen Arbeitsanforderungen und Belastungen verbundenen interaktiven Arbeit.

Digitale Unterstützung für eine fürsorgliche und ganzheitliche Pflege von morgen

Die Tätigkeit von Pflegekräften in deutschen Krankenhäusern zeichnet sich neben dem hohen Maß an fachlichem Wissen durch die intensive, charakteristische Interaktion zwischen Pflegekräften und Patienten aus. Dennoch tauchen Interaktionsarbeit und die damit verbundenen Herausforderungen selten in den Auflistungen klassischer Pflegetätigkeiten auf. Häufig werden diese Arbeiten als selbstverständlich wahrgenommen und daher für die Bewertung der Arbeitsbelastung auch nicht herangezogen. Das adäquate Einschätzen des Patienten, die richtige Ansprache und Kommunikation mit dem Patienten sowie Freiräume und Unterstützung bei der eigenen Emotionsarbeit sind wichtig, um Fehlbelastungen bei den Pflegekräften reduzieren zu können. Darüber hinaus ist es erforderlich die Interaktionsarbeit als Bestandteil der Arbeitsorganisation zu realisieren, um Doppelbelastungen zu vermeiden.

Ziel des Forschungsprojektes ist die Entwicklung eines digitalen Engels für die Pflegearbeit, der alle Dimensionen der Interaktionsarbeit berücksichtigt. Dieser besteht aus einem digitalen Portal (Caring Environment) sowie einem unterstützenden tragbaren Assistenzsystem zur Datenaufnahme und -darstellung. Hierbei bildet das technische Kernelement eine smarte Datenbrille, die zur Darstellung der Informationen des Caring Environment für die Pflegekräfte eingesetzt wird. Die Daten werden genutzt, um die Interaktion zwischen Pflegenden und Patienten durch relevante Informationen, wie beispielsweise Behandlungsplan, zu vereinfachen und andererseits kritische Belastungen bei der Pflege- und Interaktionsarbeit möglichst im Vorfeld zu erkennen und durch zeitnahe Handlungsempfehlungen zu kompensieren.

Zu Beginn des Projektes erfolgt eine Belastungs-, Beanspruchungs- und Bedarfsanalyse bei Pflegenden und Patienten, die tages- und interaktionsspezifische Aspekte miteinschließt. Hieraus werden Interventionsmaßnahmen abgeleitet und entwickelt, die in Gesundheitszirkeln und Fokusgruppen weiter erarbeitet und für eine Portallösung digital aufbereitet werden. Die Maßnahmen und zusätzlichen Informationen für eine gezieltere und belastungsärmere Interaktion werden den Pflegekräften durch die smarte Datenbrille während der Arbeit angezeigt. Ein Fokus liegt dabei auf der kognitiven Ergonomie als Bindeglied, um Informationsinhalte und -darstellung kontextsensitiv und belastungsoptimal auf die Technologie abzustimmen. Die prototypische Umsetzung des digitalen Engels mit der Nutzung von smarten Datenbrillen erfolgt am Pius-Hospital Oldenburg und wird darüber hinaus mit weiteren Praxispartnern evaluiert.

Der Digitale Engel wird für die derzeit rund 437.000 im Einsatz befindlichen examinierten und sonstigen Pflegekräfte in deutschen Krankenhäusern entwickelt. Zusätzlich geht das Konsortium davon aus, dass ein Einsatz des Digitalen Engels für die rund 470.000 Pflegekräfte in deutschen Pflegeheimen im Anschluss des Projektes aufwandsarm dargestellt werden kann.